Eleni, die Bachelorette der dreiundzwanzigsten Staffel, und Eli, die Bachelorette der fünften, lagen sich böse in den Haaren. Die Eine zog, die Andere riss an deren der jeweils anderen. Dabei half beiden der Umstand, dass Bacheloretten stets lange Haare haben, ob echt oder extended und/oder silbergrau/hellpink gefärbt, wobei verlängerte, also angeleimte Haare, den Reisskräften der daran Reissenden eher weniger lange widerstanden wie natürlich gewachsene, gleichzeitig aber weniger körperliche Schmerzen verursachten. Die Eine, es war umständehalber nicht auszumachen, ob Eleni oder Eli, schrie:

«Du elende Bitch!», die andere kreischte zurück: «Du verfickte Schlampe!», was in der Essenz eigentlich das Gleiche bedeutete. Beide wussten jedoch grad nicht, und auch den anderen Zwei am Tisch war nicht vollständig klar, wieso die Girls überhaupt aneinandergeraten waren. Es war wohl latenter Neid und/oder Eifersucht auf der jeweils Anderen Karriere, die sich in aufgedunsenen Berichten im «G&G», «Illustre Schweizerin» oder auf TikTok/youtube/Insta nieder- und breitschlug.
Wegen dessen, wozu die Vier am Tisch sassen, des Kartenspielens nämlich, konnte es nicht sein, denn alle Vier begriffen nicht allzu viel bis gar nichts vom Jassen und taten nur so, als ob sie eidgenössische und damit sehr versierte Jasserinnen wären. Das Spiel war Show, der Streit war echt.
«Du elende Bitch», schrie Eleni, und Eli kreischtezurück:
«Du verfickte Schlampe», was schon recht deutlich war, aber noch nicht auf den Grund des ziemlich eruptiv ausgebrochenen Streites schliessen liess.
Der Kameramann von «TVsExklusiv» schob sein Objektiv noch näher hinein in den Zank, dem Fotografen des Ringerverlags («Black», «Illustre Schweizerin», «Suisse Shobiss») geiferte der Schleim vom Mund auf die um seinem Hals baumelnden superteuren Fotoapparate, die als Serviertochter agierende deutsche Statistin namens Maren schlug ihre Hände vor dem Gesicht zusammen und Tekrim, der kosovarische Pächterstatist des Clubs «Le Viaduc» wusste nicht, ob der Zickenbattle gut oder schlecht für seine Reputation als Model war, falls die Sache an die Öffentlichkeit käme.
Dann mischte sich Lindee, einst die schönste Schweizerin aus dem Jahr 2009, 1982 als «Linda» getauft, in den haarigen Streit ein:
«Ihr kindischen Gören, reisst euch zusammen!»
Worauf die ehedem in die Schweiz geflüchtete aserbeidschanische Influenzerin Ericcah, die ehedem schönste Linda am Ellenbogen zurückhielt und sagte:
«Let it be, it‘s their own shame!»
Und siehe da, die beiden Kampfhühner beruhigten sich. Eleni hielt ein blondes Büschel von Elis «Tape-in Extensions» in ihrer Rechten. Eli ein etwas kleineres Büschel von Elenis grausilbernhellpink gefärbten Haaren.
«Das hat verdammt weh getan», sagte Eleni.
«Dasch voll ugly, dini Hoor», sagte Eli, und schüttelte das Haarbüschel aus ihren mit vier Zentimeter Plastik verlängerten Fingernägeln.
Nun mussten die Zwei zur Toilette, um Haare und Gesicht zu richten, wobei zu befürchten war, dass der Streit dort wieder losging. Doch er ging nicht los, denn Menschen des öffentlichen Lebens streiten nie an Orten, wo keine Kameras sind, ohne diese bringt ein Streit, ob inszeniert oder echt, nichts. Obwohl es immer öfter von Spannern installierte Web Cams auf Damentoiletten gab.
Das Spiel war also unterbrochen. Gögs, der Produzent von «TVsExklusiv», sagte zu seinem Cam Man:
«Läuft ganz gut, oder?»
«Glaub schon», antwortete dieser.
Eli kam aus der Toilette: «Meine Haare sind am Arsch, so können wir unmöglich weitermachen.»
Dann kam auch Eleni an den Tisch zurück: «Meine Nails sind im Arsch, ohne Nägel kann ich unmöglich weitermachen.»
«Ach das geht schon», sagte Gögs, «dich, Eli, nehmen wir einfach nur von rechts auf, und deine Fingernägel, Eleni, sind eh nie im Bild.»
«Aber dann sieht man die hässliche Narbe an meinem Ohr, die mir mein kleiner Bruder mal reingehauen hat», sagte Eli.
«Ich kann die Jasskarten nicht halten», sagte Eleni.
«Stell dich nicht so an», sagte Lindee, «du bist ja kein Kind mehr, deine langen Finger sind lang genug.»
«Bitch, du sgst Langfingerin zu mir?» sagte Eleni.
«Nichts will ich sagen, nur dass du kein tolpatschiges Kind mehr bist, hoffentlich.»
«Halt doch deine Fresse», sagte Eleni.
«Ihr seid wie Frauen von Pferd, wie sagt man, female horse», sagte die aserbeidschanische Influenzerin.
«Misch dich nicht ein», sagte Lindee, «lerne erst mal unsere Sprache.»
«Hallo ihr Zicken», sagte Gögs, «reisst euch zusammen, wir müssen arbeiten.»
Worauf Ericcah dem homosexuellen Produzenten alle ihre neun Spielkarten ins Gesicht warf: «Zicken? Du bist die grösste Zicke hier!»
«Diese Weiber, es ist immer das Gleiche», sagte der Fotograf vom Ringerverlag zum VJ von «TVsExklusiv», «sind mehr als eine zusammen, gibts Zickenbattle.»
Darauf der VJ nur: «Stutenbissig.»
Es dauerte keine dreissig Sekunden, da lagen sich alle am Tisch und der Produzent in den Haaren, wobei der komplettrasierte Gögs gar keine solchen hatte, und schrien sich gegenseitig nicht reproduzierbare Slangausdrücke ins Gesicht. Doch dann, ultraplötzlich ging ein gehöriger Ruck durch den Club und die Streithühner hielten augenblicklich inne.
«Ein Erdbeben – das Viadukt fällt um!» schrie Tekrim, der gefakte Gastgeber, und Maren rannte zur Tür.