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Popeye (der mit dem Spinat)

MELLIEHA. Gestern war der Höhepunkt meiner Movie-Spot-Tour durch Gozo. Dazu musste ich jedoch über den «Channel» hüpfen. Denn Popeye wartet nicht auf Gozo, sondern auf Malta. Also rüber mit der Gozo-Channel-Ferry. Das Besondere bei dieser Fähre ist, dass man erst beim Zurückfahren bezahlen muss. Das heisst, wenn man nach Gozo fährt, bezahlt man erst mal nichts, wenn man dann zurück fährt, zu Fuss oder mit dem Auto, bezahlt man. Es gibt keinen anderen Weg von und nach Gozo (ausser man schwämme), darum kann die Fährenbetreiberin das so machen. Ist auch sehr effizient, es halbiert die Warteschlangen.

Also rüber nach Malta. Die Fähre fährt gleich vor meiner Haustür. Ins Popeye-Village fährt Bus No. 101. Nach 20 Minuten bin ich da. Es ist schon recht heiss und man muss vor dem Tickethäuschen warten, weil da Covid-bedingt nur 4 Personen gleichzeitig drin sein dürfen. Wie das so ist vor Schaltern, schaffen es die kompliziertesten Leute immer als erste davor zu stehen. 15 Minuten stehe ich in der Hitze des Tages, die hinter mir noch länger. 15 weitere Minuten reichen mir dann, um mir das kleine Film-Dorf anzusehen.

Popeye Village – eigentlich «Sweethaven Village» – wurde 1979 für den Musical-Film «Popeye» als Kulisse aufgestellt. Den Seemann mit dem harten Schlag spielte Robin Williams selig, seine Partnerin war Shelley Duvall (die Hysterische aus «The Shining»). Regisseur war Robert Altman. Das lustige, schiefe und scheinbar demnächst in sich zusammenfallende Dörfchen wurde nach dem Dreh stehengelassen und zum Freizeitpark ausgebaut. Diverse Kurz-Shows spielen sich da ab, es gibt eine Beiz, ein Kino, diverse Souvenirshops (wobei man sich fragen kann, ob man ausgerechnet Modeschmuck anbieten muss) und man kann auch im Meer baden. Wenn man allerdings nur das tut, ist der Eintritt von 18€ zu teuer. Den hätte ich mir auch sparen können, denn es gibt einen Weg um das Dörfchen, von wo man alles sieht und auch bestens fotografieren kann. Vielleicht hätte ich mich nicht in die Warteschlange drängeln sollen und mich besser erst mal umgesehen.

Bild: Popeye (immer mit Pfeife im Mund) ist vorübergehend ausser Gefecht, derweil sich Kapitän Bluto seine Geliebte Olive Oyl schnappt. Aber Popeye erholt sich und………

Ix-Xini

Ix-Xini mit Brad (und Angelina)

IX-XINI. Wie ich schon zu Beginn dieser Reise hier erwähnt habe, haben auch Brad und Angelina schon auf Malta gedreht. Genauer gesagt, auf Gozo. Noch genauer: Ix-Xini. Eine malerische kleine Bucht im Süden der Insel. Zu Fuss kann ich die Bucht von meinem Hotel in einer Stunde erreichen. Mit dem Taxi in zehn Minuten. Aber das macht ja keinen Spass, denn der Spaziergang entlang der Küste ist ein Erlebnis. Das Taxi kann man sich für den Rückweg aufheben, wenn man dafür nicht den selben Weg nehmen möchte. Es gibt nur zwei Wege nach Ix-Xini, der zweite dauert zu Fuss min. 2 Stunden bis zur nächsten Bushaltestelle. Also, man könnte, wenn man wollte, mit dem Taxi zurückfahren. Doch die Taxifahrer wissen, dass man nicht allzu viele Möglichkeiten hat, von da wieder wegzukommen, also schalten sie die Uhr aus und verlangen einen horrenden Preis, der auch nach dem Herunterhandeln noch zu hoch ist. Aber was soll’s, es sind Covid-Zeiten, da muss jeder irgendwie für sich schauen.

Ix-Xini (über die Pronomen ix, i, ta, tas, tal, har, hal bin ich mir immer noch nicht im klaren) ist in den letzten Jahren, wo die Strasse dahin ausgebaut wurde und/oder jeder Malteser ein Boot besitzt, zur beliebten Badebucht geworden. Im Winter ist kein Mensch da, im Sommer alle. Also muss man im Winter hin, auch auf die Gefahr hin, dass die kleine Beiz am einen Ende der 400 Meter langen, nur 20 Meter breiten Bucht offen hat. Letztes Jahr war ich im März da, niemand gebadet, aber die Beiz war offen und es waren auch ein paar Leute da. Der Spaziergang dahin fordert Tribut, auch im Winter bei unbedecktem Himmel. Tribut heisst Bier (Cisk) und natürlich Geld. Leider hatte ich zuwenig im Sack, selbst für ein Bier zuwenig, wo man doch überall alles auch mit der Credit Card bekommt. Die Beizerin in der Beiz von Ix-Xini akzeptiert aber keine Kreditkarten. Kein Cisk also. Und auch kein Taxi. Also zu Fuss zurück. Aber nicht auf dem selben Weg. Ich gehe keine selben Wege zurück, nie. Also zurück auf der Strasse, die einen richtig weiten Bogen macht bis Xewkija. 2 Stunden zu Fuss in the heat of the winter. Dort gibt es bei der San Gwann Battista (Kirche), wo gerade beerdigt wurde, die Home Base des Xewkija Tigers Football Club (Bar), wo es Bier gegen Mastercard gab.

Und ja, worauf ich eigentlich hinauswollte: In der Bucht Ix-Xini haben Brad und Angelina 2015 den Film «By the Sea» gedreht. Da gabs dann fast den ganzen Sommer auch kein Bier in der Bar. Die Filmcrew nahm gleich den ganzen kleinen Strand mit zwei Häuschen in Beschlag und baute alles um. Brad und Angie spielten ein Ehedrama. Wohl in unweiser Voraussicht (es war ihr letzter gemeinsamer Film). Der Film hatte zwar ein Happy Ende wurde aber trotzdem ein Flop. Der eine oder die andere Tourist/in, der das weiss, besucht die Bucht (mit dem Leihwagen, denn zu Fuss gehen da wirklich nur Spinner hin) und kauft sich ein Souvenir im Kiosk. Ich war vorgestern (Sonntag, ich Depp, die Bucht war komplett mit Badenden belegt) da. Diesmal hatte ich Bargeld dabei, für 2 Flaschen Wasser (33cl) und 1 Glace namens Nuii. Ich ging wieder nicht den selben Weg zurück, sondern nahm eine «Abkürzung» durch dürre Stoppelfelder. In the heat of the summer.

Nicky Farrugia

MARSALFORN. Dieser Handlauf ist der berühmteste in ganz Malta. An ihm hielt sich am 28. Juli 1985 Nicky Farrugia, damals 25, fest, nachdem er von Sizilien herübergeschwommen war und exakt hier aus dem Wasser stieg. Und zwar als erster Mensch. 87 Kilometer in 30 Stunden und 17 Minuten. Weltrekord! Von Ragusa nach Marsalforn. Damit ihn die Haie nicht frassen, schwamm Farrugia in einem Metallkäfig, der von einem Schiff gezogen wurde. So verlor er auch nicht die Orientierung.

Vier Jahre später schwamm der Kerl auch durch den Ärmelkanal (in 12 Stunden und 40 Minuten). Dann wurde er Landesmeister im Triathlon und Duathlon. Und er wurde in der Hall of Fame des Malta Olympic Committee aufgenommen, was nicht allzu viele Sportler auf Malta geschafft haben.

Nicht nachvollziehbar ist, ob der Handlauf extra für Nicky Farrugias Anlandung aufgestellt wurde. Denn etwas anderem dient er eigentlich nicht. Kein Mensch geht hier baden. Der Sandstein ist hier ziemlich scharf und schnittig und die Wellen branden selbst in ruhigen Tagen recht wild an die Felsen. Farrugias Rekordschwumm kam dieser Tage auf Malta wieder ins Gerede. Denn am 26. Juni 2020 schwamm der frühere Olymionike und Umweltaktivist Neil Agius die Strecke von Sizilien nach Malta in 28 Stunden, 7 Minuten und 27 Sekunden, ohne Käfig. Aber eben, von Sizilien nach Malta. Farrugia schwamm von Sizilien nach Gozo. So sind also beide Erstbeschwimmer der Strecke von Italien nach Malta.

Azure Window Game of Thrones

The Azure Window

Azure Window Game of Thrones

SAN LAWRENZ. Das «blaue Fenster» war schon bei so manchem Filmdreh dabei. Zum Beispiel 1981 bei «Clash of the Titans» wurde es prominent ins Sichtfeld der Kamera gerückt. Oder 2010 bei der ersten Staffel in «Game of Thrones» bei der Hochzeit von Dothraki (Bild). Auch war der 28 Meter hohe Naturbogen für Maltas Tourismus eine Sehenswürdigkeit, die jedes Jahr Hundertausende Touris anzog. Das blaue Fenster war nach der blauen Lagune (siehe gestrigen Blogpost) wohl das zweitmeist fotografierte Motiv zumindest bei Sonnenuntergang. Nur leider eben war es.

Im März 2017 riss ein veritabler Sturm das Fenster ein. Eine Katastrophe. Ganz Malta weinte, mindestens aber die Einwohnenden der Insel Gozo, in dessen Nordwesten das blaue Fenster seit, man schätzt dem 19. Jh., offen stand. Warum sollte man jetzt noch nach dem Örtchen San Lawrenz pilgern, jetzt wo es da durch das Fenster nichts mehr zu sehen gibt.

Zu sehen gibt es tatsächlich nicht mehr viel. Dafür aber zu schnorcheln. Ganz in der Nähe gibt es ein kleines Inland-Meer, ein Seelein, das durch einen natürlichen Tunnel gespeist wird. Der Tunnel ist sozusagen auch ein Fenster. Mit einem Boot kann man sich durch das Fenster schippern lassen oder man kann den Tunnel durchtauchen. Was noch fast erfahrungsreicher ist als der blosse Anblick des Azure Window. Die Unterwasserwelt sei imposant, liest man in Berichten von Tauchern. Durchs blaue Fenster aber wagte es niemand zu schippern oder zu tauchen. Es war ganz einfach zu wild da draussen im Meer, auch zu unstürmischen Zeiten.

Xlendy Bay

St Mary’s Tower

COMINO. Der Turm zur Heiligen Maria steht seit 1618 auf dem Inselchen Comino, das wiederum eingezwängt zwschen Gozo und Malta liegt. Der St Mary’s Tower und zahlreiche weitere auf Malta und Gozo wurden einst gebaut, um über das Meer angreifende Armaden früh genug zu erspähen. Jeder Turm steht jeweils mit zwei weiteren in Sichtverbindung und die Feindesmeldungen wurden nachts mit Licht und tagsüber mit Fahnen kommuniziert.

Nun ist dieser Heiligenturm (jeder dieser Wachttürme hat einen Namen) an sich nichts besonders Erwähnenswertes oder gar Besuchenswertes, er ist eh geschlossen und es gibt auf Comino eigentlich auch nichts weiter Sehenswertes, nicht einmal eine Beiz (darum auch keine Nahaufnahme). Geführte Touristen sehen sich aber gerne vor der Insel in der «Blue Lagoon» um, eine seichte Stelle, die durch den gelben Sandsteingrund in einem wunderschönen Blau schimmert. Wahrscheinlich ist dieses Blau das meistfotografierte Blau der Welt seit es Handys mit Kamera gibt.

Doch dieser Tower hat dann und wann schon eine Rolle in diversen Filmen gespielt. Zuletzt auch im 2002 neu verfilmten «The Count of Monte Cristo» (nachdem die Story seit 1908 bereits ca. 30x verfilmt wurde). Der Tower spielte die Rolle des Chateau d’If, wo ja der Graf, bevor er Graf wurde und noch Edmond Dantès hiess, zwanzig Jahre eingesperrt war. Der Film mit Jim Caviezel als Hauptdarsteller hat nur 35 Mio $ gekostet wurde aber zum Flop, trotz oder wegen des berühmten Caviezel (dessen Vorfahren im Übrigen aus dem Bündnerland stammen). Aber wir haben ja noch den Grafen von Monte Christo mit einem berühmten Franzosen in der Hauptrolle (als vierteilige TV-Serie) und ausserdem könnten wir ja die Geschichte im Buch von Alexandre Dumas (dem Älteren) nachlesen (Le Comte de Monte-Cristo (ISBN 978-3-423-13955-7).

St Marys Tower Comino
Xlendy Bay

Xlendy Bay

XLENDY BAY. In der Bucht von Xlendi auf der Insel Gozo wurden 2002 diverse Unter- und Überwasserszenen des Films «Die Liga der aussergewöhnlichen Gentlemen» gedreht. Exakt hier entstieg Allan Quatermain (Sean Connery) seiner Kommandostation im U-Boot «Nautilus». Quatermain hatte ja, wie man weiss, drei Tage Zeit, einen drohenden globalen Konflikt abzuwenden, gar einen Weltkrieg zu verhindern, indem er und seine sechs aussergewöhnlichen Gentlemen das «Phantom» zu fassen kriegen und eliminieren.

Xlendi wurde einem Drehort in Südafrika vorgezogen, weil es näher lag und demzufolge billiger war. Eben hatte die Produktionsfirma im Jahrhundertunwetter in den ELA-Studios in Prag Requisiten von mehr als 7 Mio $ verloren. Die Dreharbeiten verzögerten sich, aber der Drehplan musst unbedingt eingehalten werden. In Xlendi standen die Crew und die Schauspieler ziemlich unter Zeitdruck und es kam des öfteren zu Streit zwischen Connery und dem Regisseur Stephen Norrington. Connery hat nach diesen Dreharbeiten den Bettel hingeworfen und nie mehr einen Film gedreht. Wahrscheinlich aber nicht nur aus Ärger, sonder wohl eher wegen seines fortgeschrittenen Alters. Er war da bereits 72.

Norrington hat danach auch nie mehr einen Film gedreht, nicht wegen seines Alters, sondern weil er ab da definitiv als schwieriger Regisseur galt. Der Film, so meinen Filmexperten, floppte, weil er «nur» 175 Mio $ einspielte, also gut das Doppelte der Produktionskosten von 78 Mio $. Trotzdem steht «Die Liga der aussergewöhnlichen Gentlemen» auf Platz 27 der finanziell erfolgreichsten Filme der Welt.

Anmerkung zum Bild: Der kleine Mast in der Mitte ist nicht das Seerohr der Nautilus, sondern ein Signal für den dortigen Felsen knapp unter Wasser.

Xlendy Bay

Mgarr ix-Xini

MGARR IX-XINI. Der Film «By the sea» mit Angelina Jolie Pitt und Brad Pitt wurde 2015 in der Bucht Mgarr ix-Xini auf Gozo gedreht. «Uns stand diese wunderschöne Bucht zur Verfügung», erinnert sich Brad Pitt, «die laut Drehbuch eine Bucht bei Marseille in Frankreich sein soll.» Neun Wochen dauerten die Dreharbeiten. Neun Wochen auf der wunderschönen Insel Gozo – ich wäre gscheiter Schauspieler geworden.

Aber: Nichts an diesem Foto ist wahr, nichts ist in Wirklichkeit so in dieser Bucht. Nur der Blick auf das schmale Stück Meer zwischen den Klippen links und rechts ist tatsächlich und der Brad ist auch echt. Der Rest ist Staffage für den Film: der Raum, die Terrasse, das Geländer, die Bäume und Stauden sowie das ganze Gebäude im Hintergrund (das im Film ein Hotel darstellt) sind nur Fassade.

Die Bucht heisst «Mgarr ix-Xini» und ist, seit ich sie im letzten Jahr entdeckt habe, mein zweiter Lieblingsplatz auf Gozo. Was mein absoluter Lieblingsplatz ist und wie es in der Bucht ix-Xini wirklich aussieht, erzähle ich Euch in den kommenden Tagen. Ich fliege morgen 11h25 ab ZRH nach Malta und fahre dann rüber nach Gozo. Jeden Tag gibtz einen Post auf dieser Seite!

Bagaglio perduto a Brindisi

FIUMICINO. Und dann stehe ich in Rom ohne Koffer da. Toll. Ich muss mir im Mercure Fiumicino eine Zahnbürste geben lassen. Am Morgen danach frage ich mich, wie ich meine Haare kämmen soll – keine Haarbürste zur Hand, der Behelfskamm aus dem Hygienenotfallset des Hotels ist völlig unbrauchbar. Wie ich riechen soll – kein Deo im Gepäck. Welches Gepäck?

Mein Koffer ist in Brindisi vergessen gegangen. Wegen der ENAC. Diese ENAC hat während meiner Reise durch Apulien eine neue Vorschrift herausgegeben: kein Handgepäck mehr in der Kabine! Jegliches Gepäck, ausser Handtasche oder Day Pack muss ab sofort eingecheckt werden. Nur sagt einem das niemand, wenn man elektronisch eincheckt. Wenn man, also ich, z’Brindisi am Gate steht und einsteigen will, nehmen sie einem das Kabinengepäck weg. Niemand aber sagt dir warum. Nur: ENAC!

Ob ich mein Köfferli dann in Rom auch wieder gleich beim Aussteigen zurückbekomme, frage ich (was sonst eigentlich üblich ist wenn sie einem das Gepäck aus Platzgründen wegnehmen). Nein, sagt sie: «Gepäckausgabe!» Ok, sage ich, mürrisch, warum sie einem das nicht vorher sagen, ergänze ich, mürrisch. Beim Gepäckausgabeband in Fiumicini stehe ich natürlich nach einer Dreiviertelstunde immer noch da. Alleine natürlich, denn Pech habe nur ich. Ich melde die Sache beim Lost&Found, da finden sie natürlich mein Köfferli nicht, weil es gar nie eingecheckt wurde. Und vermutlich immer noch einsam und verloren am Gate in Brindisi steht.

24 Stunden später fährt ein Kurier von Kloten nach Degersheim und stellt mir meinen verlorenen Koffer vor die Haustüre. Mit Zahn- und Haarbürste. Und ein paar Unterhosen (gebraucht).

Anmerkung: Die ENAC – Ente Nazionale per l’Aviazione Civile – ist die italiensiche Zivilluftfahrtbehörde. Sie hat die neue Anweisung erlassen, damit das Ein- und Aussteigen schneller erfolgt. Pax stehen sich weniger nahe (und sich auf den Füssen), es soll die Virenübertragung vermindern. Tatsächlich geht das Ein- und Aussteigen nun speditiver vor sich. Sofern die Leute schön brav sitzenbleiben und erst aufstehen wenn ihre Reihe aufgerufen wird. Bei den ItalienerInnen funktioniert es sehr gut, bei den SchweizerInnen wahrscheinlich eher nicht (darum führt man es bei der Swiss nicht ein). https://www.airliners.de/italien-handgepaeck/56193

Bild: Perduto a Brindisi – ritrovato a Degersheim: Il mio bagaglio.

Monopoli Stazione

Monopoli nur mit Bahnhof

MONOPOLI. Nein hier wird nicht gespielt. Monopoli ist echt, hat einen Bahnhof aber keine Bahnhofstrasse. Doch es hat Preise wie an der Zürcher Bahnhofstrasse. Monopoli ist etwas für Gutbetuchte. Das sagt auch Antonietta, die Concierge im B&B «AL CONSOLE» ist. Direkt am Hafen vermietet sie drei hübsche Zimmer in einem restaurierten Altstadthaus. 96€ die Nacht. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Monopoli ist min. 4’000 Jahre alt. Der Name bedeutet «einzige Stadt» und ist griechisch. Es bedeutet auch, dass Monopoli damals die einzige Siedlung war zu am südlichen Stiefel auf Adriaseite. Monopoli ist also älter als Bari im Norden und Brindisi im Süden. Beides Städte, die heute grössser sind als Monopoli, das aber doch auch knapp 50’000 Einwohnende zählt. In der langen Existenz erlebte Monopoli Besatzer aus halb Europa: Normannen, Byzantiner, Staufer, Spaniern, Habsburger, Bourbonen, Venezier und schliesslich das Königreich Italien.

Es ist heiss derzeit in Monopoli. 35° auch am Schatten. Da sitzt keiner mehr in die Beiz und bleibt auf der Terrasse. Was zudem den Vorteil hat, dass man seine Daten nicht angeben muss. Bistu drin, wirstu notiert, so ist das jetzt in Italien. Eine mascherina brauchstu natürlich nicht zu tragen, sonst geht ja der Wein nicht rein. In der «Locanda sul porto» bestelle ich Feines aus dem Meer («l’ombrina»/ein Fisch aus der Familie der Umbern (Schattenfisch)) und eine Flasche Rosé (San Marzano Tramari Rosé Di Primitivo Salento IGP). Es geht mir gut. Man gönnt sich ja sonst nichts. Morgen habe ich Geburtstag.

Monopoli Stazione

Frisches Kopfpolstervlies

CASERTA. Gedanken darüber, was man jetzt grad darf und was nicht und wie wenn doch, muss man sich nicht machen. Wo Übertragungsgefahr lauern könnte, lassen sie einem nicht hin, oder wenn doch, dann nur in einer Richtung. Vorne rein und hinten raus. Doch wo ist bei einem Eisenbahnwaggon hinten, wo vorn? Kein Problem. Bei der einen Türe – «SALITA» – darf man einsteigen, bei der anderen – «USCITA» – soll man, muss man aussteigen. Im Waggon drin sind Pfeile auf den Boden geklebt worden, die angeben, in welche Richtung man zu gehen hat. Wie das beim Toilettengang gehen soll, bleibt unerklärt.

Es darf nur jeder zweite Sitzplatz benutzt werden. Auch das ist markiert, mit einem Kleber auf Kunstledersitzen, mit einem Vlies auf Stoffsitzen. Stehen darf man nicht. Zu halbvollen Zügen führt das nicht, weil die Nahverkehrszüge eh (noch) nicht stark genutzt werden. Das Buchungsprogramm des Superschnellzugs «FRECCIAROSSA» (bzw. «FRECCIARGENTO» (roter/silberner Pfeil)) lässt zurzeit das Nebeneinandersitzen nicht zu. Im Zug, in diesem superschnellen, vollklimatisierten und mit lausiglangsamen WiFi ausgerüsteten Zug erhält man von einem Bediensteten ein Säckchen mit den wichtigsten Anticoronautensilien: 1 Maske, 1 Fläschchen Wasser, 1 Papiertaschentuch, 1 Fläschchen Desinfektionsmittel, 1 Vlies für das Kopfpolster. Alles in Plastik verpackt. Derweil kommt alle zehn Minuten ein anderer Bediensteter vorbei und räumt den Abfall weg. Ein/e KondukteurIn kommt nicht vorbei. Ein Kaffeeverkäufer auch nicht. Scheuen offenbar den Kundenkontakt.

Ich bin mir nicht im klaren, ob auf italienischen Bahnhöfen die Schutzmaske getragen werden muss. Auf dem Perron tragen die meisten keine, im Innern schon. Wenn man da eine Bar findet, darf man sie dort abziehen. Man darf sich ein Bier bestellen, aber man darf es nicht an der Bar trinken. Man muss sich eine Sitzgelegenheit suchen, die Barhocker sind aber weggeräumt. Der Barkeeper operiert hinter einer Plexiglaswand, die Zigarettenverkäuferin ebenso. Auf dem Boden sind 1-Meter-Markierungen und Doppelfüsschensymbole aufgeklebt. Wenn alle Markierungen mit Leuten belegt sind, dürfen logischerweise keine weiteren mehr rein. Der Weg in die Bar ist ebenfalls auf dem Boden markiert, der Weg aus ihr heraus, auch. Wenn man nicht allzu voll ist, sollte man die Pfeile eigentlich erkennen können.

Gibt es Ticketschalter im Bahnhof, ist nur die Hälfte besetzt und auch hier sind die Waerteabstände markiert. Stehen zwei Ticketautomaten nebeneinander, ist nur einer in Betrieb (dafür sechssprachig!). In grossen Bahnhöfen wie Roma Termini oder Napoli Centrale ist der Perronbereich vom restlichen Bereich durch Glaswände getrennt. In den Wänden gibt es Türen, durch die man rein und andere, durch die man raus kann. Rein kommt man nur mit Ticket und frühestens eine halbe Stunde vor Zugasabfahrt. Beim Passieren der Eingänge wird automatisch die Temperatur gemessen. Sicher vier Sicherheitsleute (Polizei? Militär? Geheimdienst? Covid-Jäger?) stehen bei Ein- und Ausgängen. Und klar, sind Sicherheitsleute in der Gegend, ist die Maske oben. Sonst tendenziell eher unten.

In den «Freccia»-Zügen erhält man sein persönliches Anti-fremde-Läuse-und-Viren-Vlies für das Kopfpolster. Ein Service den man auch in Nach-Corona-Zeiten aufrecht erhalten sollte (auch in der Schweiz imfall!).