hotels.com pletter Pschiss

Wahrscheinlich das Schönste am Reisen ist, Neuland zu betreten. Nie zu wissen, was von dem, was versprochen wurde, und/oder von dem, was man sich selbst versprach, wirklich eintrifft. Nebst dem Unversprochenem, das eintrifft (der grössere Teil), dem Unerwarteten, das glücklicher macht als alles Erwartete, warten natürlich auch falsche Versprechungen. Das beginnt schon bevor man überhaupt einen Schritt ins Freie gemacht hat, Tage oder Wochen vorher.

Beim Buchen – Hotels oder Flüge oder Schiffe oder Züge buche ich mitunter im Voraus (was natürlich die Vorfreude schon ziemlich schürt), weil die Preise tiefer sind (Last Minute ist ein Mythos!) – erlebt man auch so einiges Unerwartetes. Darum dauert das bei mir immer eine ganze Weile. Stundenlang nachts am Compi hocken und die günstigste Möglichkeit auschecken. Alle Hotelportale durchgehen und gegeneinander ausspielen. Den günstigsten Flug am geeigneten Tag in der optimalsten Jahreszeit suchen – und dann buchen. Zuschlagen beim günstigsten Angebot. Nicht beim billigsten. Ich mag Billigflüge und Billighotels nicht und schon gar nicht Hostels. Ich mag optimale Erfüllung meiner Bedürfnisse zum günstigsten Preis. Dafür hocke ich schon mal stundenlang einsam da in meinem Schreib- und Studierstübchen und klicke mich durch die Angebote.

Der Spass beginnt so richtig, wenn ich mich auf ein Zielobjekt festgelegt habe. Zum Beispiel unlängst das Hotel Maritim Park in Riga. Es steht ausserhalb des Stadtzentrums auf der linken Seite der Daugava am Rande des Uzvaras Parks. 4*-Komfort, Wellness, Fitness, Fluss, Grüngürtel und Straßenbahn vor der Haustüre (ich mag muffige Stadthotels aus dem 18.Jh. nicht (Riga ist bekannt dafür), ausserdem sind die Preise im Zentrum stets höher als in der Agglo und wenn man Pech hat, kriegt man ein Zimmer auf einen engen Innenhof oder auf eine Hauptverkehrsachse). Ich checke die Zimmerpreise auf den gängigen Hotelportalen hotel.de, hotels.com, venere.com, booking.com und auf der Homepage des Hotels selbst. Die Tagespreise für ein Einzel im von mir gewünschten Zeitraum (Juni) liegen zwischen 55€ und 85€, je nach Stornierungsbedingungen (tiefere Preise = höhere Stornierungsgebühren bzw. u.U. Totalverlust bei No Show). Dabei hält auch das Hotel selbst auf seiner Buchungsseite mit dem tiefsten Angebot mit. Somit ist klar, wo ich meine Buchung machen muss.

Denn bei kleineren Hotels, wo der Besitzer selbst am Desk steht, fällt es diesem beim Einchecken auf, dass der Gast direkt gebucht hat. Damit muss er den Buchungsportalen keine Provision abdrücken, was den Gast sympatisch erscheinen lässt. Der Besitzer hat also Freude an mir und wird mich zuvorkommend bedienen und vielleicht mal einen Schnaps springen lassen an der Bar (solche Hoteliers gibt es noch, imfall!). Wenn es ein grosses Hotel ist (das Maritim Park hat ein paar hundert Zimmer), dann steht am Desk ein Trainee oder im besten Fall der Desk Manager und denen ist es ziemlich egal, wer wo gebucht hat, Hauptsache, er hat. Darum wählt man beim Buchen von grossen Hotels (ich mag grosse Hotels) einfach das oberallergünstigste Angebot.

Für «günstigst» entscheiden noch andere Facts. Zum Beispiel Rabatte. hotels.com bombardiert mich (die anderen auch) wöchentlich mit Günstigangeboten und Rabatten. 12% haben sie mir letzti versprochen, anwendbar bei der nächsten Buchung über ihre Site, gültig bis 5.Mai. Nun gut, buche ich das Maritim Park über hotels.com, dann habe ich auf die 55€ noch 12% Rabatt. Also logge ich mich mit dem Rabatt-Code ein. Doch plötzlich gibt es für das Maritim Park kein Angebot zu 55€ mehr, sondern nur noch eines zu 85€ (dafür jederzeit kostenlos stornierbar). Das Schnäppchen ist weg von der Seite. Doch bei den anderen Buchungsportalen und auch beim Hotel selbst ist das Zimmer immer noch zu +/- 55€ drin. Seltsam.

Rabattangebote von hotels.com = completter Beschiss? Könnte schon sein, aber ich mache mir keine Illusionen, die anderen Portale operieren vermutlich ebenso. Weil ich aber gerne stundenlang am Compi hocke um das günstigste Angebot zu finden, enerviert mich solches Tun nicht mehr. Beim nächsten Mal hat hotels.com das Schnäppchen und ein anderer Anbieter bescheisst mit Rabatten. Ist mir doch egal. Ich buche beim Günstigsten.