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Prypjat Gasmasken

Prypjat Geisterstadt Частина 3 (Teil 3)

Es gab alles in Prypjat. Schulen, Kino, Einkaufszentren, Naherholungsgebiet, Freizeitpark, Kulturzentrum, Sportzentrum, ein Stadion, ein Hallenbad, Bibliothek undsoweiter. Und einen See, darauf Ausflusboote, einen Bahnhof mit Zugverbindung zur Kraftwerksanlage. Denn etwas hatten sie nicht im Überfluss, die PrypjaterInnen: Autos.

Die zur Zeit des Unfalls im AKW erst 16 Jahre alte Stadt Prypjat (Punkt 7 auf der Karte rechts) hatte bereits an die 50’000 Einwohnende. 15’000 davon waren Kinder, womit der Altersdurchschnitt natürlich sehr tief war und die Ansprüche der Einwohnenden entsprechend. Gestorben wurde fast nicht, es gab deshalb auch keinen Friedhof, dafür waren die Gubrtsabteilung im Krankenhaus und die Schulen gut ausgebaut und rege besucht.

Das Foto zeigt einen Blick ins Auditorium an der Gesamtschule von Prypjat. Hier haben die Stalker, also die Diebstahltouristen, professionelle Plünderer und Nachtbuben ganz besonders gewütet. Gasmasken waren auch hier wie zuhause oder am Arbeitsplatz immer griffbereit  verstaut. Interessant für die Plünderer waren nur die Filter, sie dürften mittlerweile auf den Flohmärkten des Ostens ihre Käufer gefunden haben, die Masken in Kindergrösse sind wohl schlecht verkäuflich.
 Prypjat Gasmasken

Bei diesen Rechenkünsten verwunderts mich schon bitzli, wie die sowetischen Ingenieure ein AKW überhaupt zum Laufen gebracht haben.

Schule Prypjat Schulheft

Prypjat Supermarkt

Prypjat Geisterstadt Частина 2 (Teil 2)

Prypjat war keine Stadt, es war ein Projekt. Die den ganzen AKW-Komplex mit 6 Reaktoranlagen auf dem grünen Feld geplant hatten, bauten gleich auch die Stadt dazu. In Prypjat wohnte ausschliesslich das Personal des Kraftwerks, die Angehörigen sowie die Angestellten der subsidiären Dienste, insgesamt wohnten hier Ende April 86 knapp 50’000 Menschen.

Wir waren vorhin auf dem Dach eines 16-stöckigen Hochhauses. Hier haben die ArbeiterInnen mit ihren Familien gewohnt. Die Wohnungen sind etwas klein geraten, das war wohl Standard damals in der Sowjetunion. Alle Wohnungen sind exakt genau gleich ausgestattet. Alle Menschen waren ja gleich. Die etwas noch Gleicheren haben in einem anderen Stadtteil gehaust mit Blick auf den Prypiat-See. Wir sind mit der Kamera – eigentlich verbotenerweise – durch das 15. Stockwerk gegangen.

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Heute kann man durch die Strassen gehen ohne nennenswert verstrahlt zu werden. In den Gebäuden ist man ebenso sicher (ist aber trotzdem verboten, eigentlich), da der verstrahlte Staub, bzw. Dreck, der vom Himmel fiel, nicht in die Gebäude gelangte. In der Folge wurde auch mehrmals versucht, die Gebäude aussen zu dekontaminieren, bzw. mit Wasser abzuspritzen. Es war geplant, dass die Bewohnenden irgendwann mal zurückkehren konnten. Doch die Hoffnung zerschlug sich, nachdem in den Monaten nach dem Unfall das tatsächliche Ausmass der Verheerung uberschaubar wurde.
Man sieht , wie die Natur sich ihr Terrain zurückholt. 32 Jahre liegen zwischen der Stadt von einst und der Ansicht hier auf dem Bild. Die Strassen wurden damals betoniert. Nach dem Fallout durch den Reaktorunfall wurden sie  mehrere Male gekärchert, dann wurde drüber asphaltiert.

Den Begriff «Supermarkt» kannte der reale Kommunismus in der Sowjetunion nicht. «Super» war nichts, alles war gleich teuer und gleicher Qualität. Deshalb ist dies hier ein (ehemaliger) Lebensmittelladen und nicht ein Supemarkt.

 Prypjat Supermarkt

Prypjat City

Prypjat Geisterstadt Частина 1 (Teil 1)

Prypjat, nicht Tschernobyl ist die Geisterstadt. Prypjat wurde am 27. April 1986 nach dem Unfall in Reaktor Nr. 4 des AKW Tschernobyl vollständig evakuiert. 49’360 Einwohnende, darunter 15’500 Kinder, wurden innert weniger Stunden an andere Orte der damaligen Sowjetunion gebracht. Keiner kehrte je zurück.

Ein Hochhaus eignet sich gut, um sich einen Überblick zu verschaffen, auch wenn man es eigentlich nicht betreten dürfte. Aber wie schon erwähnt, wenn man die Sachen nur von aussen sieht, sieht man nicht alles. Von oben sieht man da schon mehr.
Wir sind hier auf einem der sechs 16-stöckigen Hochhäuser der ehemaligen 50’000-Seelen-Stadt Prypjat am gleichnamigen Fluss, «the most beautyful atomic city of the world» (man müsste das hier jetzt auf russisch hinschreiben aber dann versteht es ja keine/r). Am Horizont in etwa 3km Entfernung sieht man den zweiten Sarkophag über dem Block 4 des AKW Tschernobyl. Im Vordergrund sieht man die Wohnsilos der Stadt Prypjat. Die Bäume in Räumen dazwischen sind erst in den letzten 32 Jahren dort gewachsen. Vorher war da Strassen, Fusswege, Blumenrabatten und Rasenflächen. Die Natur holt sich alles zurück, nur gegen den Beton kann sie nichts machen. Wenigstens vorläufig. In 100 Jahren werden wohl auch die Häuser zurückerobert, bzw. zusammengefallen sein.
Die natürliche Rückeroberung sagt aber auch, dass die Natur nicht allzuviel Schaden durch den Reaktorunfall davongetragen hat. Die Flora entwickelt sich relativ normal, und es gibt Vögel, Insekten, Schmetterlinge usw. Streunende Hunde oder Katzen gibt es keine. Sämtliche Haustiere in der 10km-Exclusion-Zone wurden nach der Evakuierung 1986 erschossen und vergraben. Es gibt hier noch leichte radioaktive Strahlung, aber unsere Dosimeter zeigen noch Werte unter der Schmerzgrenze. Deshalb darf man die Stadt betreten, jedoch nur tagsüber.

Zum Vergleich hier ein Pic aus dem Sommer 86 kurz nach dem Unfall:
https://www.aerztezeitung.de/ex…/bildergalerie/Default.aspx…

Prypjat City

Prypjat im September 2018, Sarkophag über Werk 4 des AKW Tschernobyl am Horizont

Prypjat Ortstafel