qatar airways #6

Posted by michl on 25/11/2013 in träwel |

ja ich weiss, es braucht schon eine ziemlich abgebrühte persönlichkeit, um in diesen zeiten mit der qatar airways zu fliegen. was geht mich das dahinter an? man könnte sich tatsächlich keinen deut dafür interessieren, was auch noch realität ist, wenn man glaubt, man habe die realität vor sich. man kann die realität der anderen einfach ausblenden und sich in der eigenen suhlen, möglichst warm, weich und sauber. man kann sich tatsächlich ein steak aus südamerika bestellen und nicht fragen, auf welchen verschlungenen und okölogisch unsinnigen pfaden es das steak bis zu uns in die alpen geschafft hat. genauso kann man einen flug bei der swiss buchen, und nicht fragen (was selten jemand tut), ob die dort bediensteten einen gerechten lohn erhalten. denn was ist schon gerecht? ist es gerecht, dass flight attendant’s keine 4’000 franken pro monat netto bekommen, obwohl sie zu unmöglichsten tageszeiten und während noch unmöglicheren einsatzdauern arbeiten müssen? man kann sich den billigsten aller billigen flüge nach london raussuchen (und buchen) und vor seinen kumpel’s stolz ausrufen, dass man für den wochenendstädteflug weniger als für ein sbb-billet von st.gallen nach genf bezahlt hat. andererseits, warum sollte man für eine flasche wein in der beiz 80 franken bezahlen, wenn es den gleichen (oder ähnlichen) brunz beim aldi für 9.90 franken gibt?

jede/r, der/die konsumiert, oder auch nur existiert, kann sich solche überlegungen machen. oder auch nicht. auch ich mache sie, aber ich würde trotzdem keinen flug buchen, der 30 prozent (absolut 350 Franken) mehr kostet als der gleiche bei der konkurrenz, nur weil ich dann ein ein bisschen weniger schlechtes gewissen hätte.

06_2401599334_blockSepp Blatter bei der Vergabe der Fussball-WM 2022 an das Emirat Qatar

ich habe kein gutes gefühl, wenn ich mit der qatar airways nach dar es salaam fliege. nicht weil ich der kompetenz dieser fluglinie nicht trauen würde. sondern weil gerade in diesen tagen immer mehr ans tageslicht kommt, wie die qatari’s mit ihren gastarbeitern umgehen. dieser kleine landzipfel im persischen golf hat 230’000 indigene einwohner, die jedoch beschäftigen rund 1.6 mio gastarbeiter. zurzeit, da die bauarbeiten für die fussball-wm 2022 so richtig anlaufen, gibt gerade die situation auf den baustellen  für dieses 215-mio-€-projekt zu reden. für miserable löhne (200 – 400 € pro monat) werden arbeiter aus indien, pakistan, sri lanka, bangladesch oder nepal angeworben, unter misslichsten umständen müssen sie 11, 12, 13 stunden pro tag arbeiten, bei immenser hitze, schlechter verpflegung und noch schlechterer unterbringung. tausende arbeiter erhalten ihre löhne nicht vollständig oder verzögert, und ihr pässe werden schon beim stellenantritt eingezogen, damit sie sich nicht aus dem staub (sand) machen können. 4’000 gastarbeiter seien seit beginn der bauarbeiten gestorben, an herzversagen, erschöpfung, verletzungen. man (die medien) spricht von leibeigenschaft und sklaverei.

nun fliege ich mit dieser qatar airways nach tansania und zurück. der fluggesellschaft mit dem neuesten material und dem edelsten service und trotzdem tiefsten preisen. es ist ein gewissenskonflikt. aber deswegen zuhause bleiben?

 

 

 

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