dar es salaam #10

Posted by michl on 10/12/2013 in träwel |

dar es salaam begrüsst mich mit stau, staub und gestank. zwei verkehrspolizisten versuchen, den morgenverkehr in den griff zu bekommen. die zweierkolonne, in der ich im taxi an zirka 20. stelle stehe, lassen die beiden erst mal stehen. querverkehr von rechts, dann von links, dann linksabbieger, dann rechtsabbieger, dann das ganze von vorne – nur uns, die wir doch immerhin auf der strasse, die nach dem einstigen präsidenten tansania’s, julius k.nyerere, benannt ist, daherkommen, beachten die beiden weiss uniformierten schwarzen polizisten nicht. man, also wir, steht 10 minuten, bei der zweiten kreuzung 20 minuten. links und rechts ziehen junge männer an der kolonne vorbei und versuchen zigaretten, feuerzeuge, staubtücher, handtücher, cleenextücher, hosengurte und gummischlangen loszuwerden. die luft steht bei realen 26° und gefühlten 150% feuchtigkeit, dabei ist es doch erst 9 uhr morgens. ab und an zieht eine wolke über uns vorbei, zum glück.
 
bei der einreise wurden mir erst mal 50 US$ in bar für das visum abgedrückt. dann wurden in aller selbstverständlichkeit fingerabdrücke genommen, ein vorgehen, das in europa oder zumindest in der schweiz wegen der persönlichkeitsrechte in 100 jahren noch nicht eingeführt sein wird, obwohl es doch gar keine so schlechte idee ist. dann werden 30 $ für das taxi fällig, wenn ich darüber diskutieren wolle, soll ich gleich ins büro der taxigesellschaft gehen, dies sei eben der tarif, sagt mein chauffeur, der sich als «radio» vorstellt, einen ausweis mit foto um den hals trägt und ein weisses hemd. fragwürdige taxichauffeure mit noch fragwürdigeren taxi’s aber dafür verhandelbaren preisen – fehlanzeige. seit meiner letzten ankunft hier in dieser stadt, die ihren namen («hafen des frieden’s») mitte des 19. jahrhundert’s vom damaligen sultan von sansibar erhielt, scheint sich hier ja einiges getan zu haben.

Dienstag, 10. Dezember, Dar es Salaam (vergleiche Beitrag #8)
 
während ein paar tausend kilometer südlich nelson mandela’s abdankung zelebriert wird, ein paar tausend kilomter westlich frankreich seine intervention in zentralafrika organisiert und ein paar tausend kilometer nördlich meine liebe facebookfreundin barbara ihrem kenianischen lokalpolitiker peter in die arme fällt, treibt mich der hunger, der in dieser durchflogenen nacht ohne schlaf zu recht aussergewöhnlichen zeiten zwar gestillt, aber nicht wirklich befriedigt wurde, zum hafen runter. hier lungern immer noch die redegewandten schlepper rum, die einem fährenticket’s nach sansibar, eine safari, oder, wenn man schon alles hat, auch mal nur den transfer zum fluhafen organisieren wollen. aha, also doch alles beim alten.
 
ich mache einen der grössten fehler, den man als ankömmling in afrika machen kann: ich setze mich in eines dieser fürcherlich versifften restaurants am fürchterlich verschmutzen strand. «welcome» sagen da die jungs, von denen man annimmt, dass sie einem schon wieder irgendwas grade nicht benötigtes verkaufen wollen, aber dann doch abziehen nach einem erwidernden lächeln, nichts sagen da die girls, die einem jeden esswunsch von den augen ablesen, oder jedenfalls fast jeden. mir jedenfalls serviert das für mich zuständige girl den bestellten fisch mit reis auf porzellantellern und mit einem beigelegten löffel. anderen, einheimischen gästen stellt die die selbe bestellung auf einem metallteller ohne irgendwelches besteck hin. aber beiden, weissen und schwarzen, werden erst mal die hände gewaschen. das gibt vertrauen und hoffnung, dass der «fehler», den europäischen magen ohne umschweife und akklimatisation vor vollendete tatsachen zu stellen, nicht morgen mit einer gehörigen diarrhö bestraft wird.
 
morgen, übrigens, muss ich dar es salaam, den hafen des frieden’s und der freundlichen menschen, flugplanmässig schon um halb sieben verlassen. das bedeutet, dass ich um vier uhr meinen hintern aus dem bett kriegen muss.

 

 

 

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