wackelkontakt

Posted by michl on 17/12/2012 in motz |

neulich, im zug (sog. öv): abfahrt st.gallen, fast jeder sitzplatz besetzt, fäkalgeruch im ganzen waggon. ungefähr auf höhe haggen, in holprigem hochdeutsch, eine durchsage: «meine damen und herren, die lokomotive dieses zuges hat einen defekt. wir werden versuchen den defekt in herisau zu beheben. der zug wird darum in herisau  eine abgangsverspätung von einigen minuten haben. wir bitten sie blablaundsoweiter…»

hä? defekt an der lokomotove? man guckt sich an unter den pendlern. der zug fährt doch? wenn hier überhaupt etwas kaputt ist, dann ist es das abortsystem! noch vor herisau, die selbe durchsage noch einmal (für i-pod-hörende und smart-phone-telephonierende). so knuffig unbeholfen die durchsage des kondukteur’s, der allem anschein nach aus der innerschweiz stammt und nun, damit’s alle verstehen, schriftdeutsch sprechen muss, tönt, so kommt in mir der verdacht auf, dass der mann von einem manuskript abliest. doch hat er sich wohl in der fehlermeldungsdatenbank, die für alle erdenklichen fälle (ausser den fall eines kapitalen defekt’s im abortsystem) eine vorgefasste durchsage bereithält, vergriffen (es sei denn der bordcomputer hat eine falsche fehlermeldung ausgespuckt).

der zug hält in herisau fahrplanmässig. aber fährt nicht fahrplanmässig ab. zehn minuten dauert die pannenbehebung die keine zu sein scheint, fünfzehn minuten, der gegenzug fährt ein. ein gutes zeichen, und tatsächlich, unser zug setzt sich in bewegung. nach 30 sekunden die holprige durchsage: «meine damen und bla bla…, die lokomotive dieses zuges konnte nur teilweise repariert werden…» in diesem augenblich ruckt ein ruck durch die komposition. der sprecher spricht unbeeindruckt weiter: «wir werden versuchen weiterzufahren. wir bitten bla bla…..» und wieder ein ruck. man sieht sich an unter den pendlern. und noch immer stinkt’s. junge frauen, halstücher vor den mund haltend, stehen auf und wechseln den waggon. ein bahnmensch, der nach handwerker aussieht, eilt durch die gänge nach hinten. der kondukteuer folgt ihm. wieder ein ruck. doch der zug fährt und fährt in degersheim ein.

wie das so ist bei reparaturen (glaubt mir, ich habe erfahrung in solchen sachen!), man glaubt den defekt erfolgreich behoben zu haben und dann fällt einem der schraubenzieher in den hochspannungsverteiler. hier ist nicht die lok kaputt, spekuliere ich, sondern wieder einmal steckt menschliches versagen dahinter. der mann, der in romanshorn den zug zusammengestellt hat, hat zwischen waggon zwei und drei schläuche und kabel falsch zusammengesteckt. dadurch kam scheisse aus dem unterdruckabortsystem in die elektrik und führte zu temporären spannungszusammenbrüchen, sprich kurzschlüssen. da wichtige elektotechnische komponenten in zügen gekühlt sind, gelangte latrinengeruch ins lüftungssystem und darum roch es im waggon nach fäkalien.

wie weit der zug dann noch gekommen ist, entzieht sich meiner kenntnis. sein ziel war luzern, aber vielleicht brannten im im rickentunnel noch die restlichen sicherungen durch und er blieb stehen. vielleicht wurde der ganze zug evakuiert und die leute mussten durch die fäkalien anderer nach uznach waten.

die moral von der geschicht‘: steig‘ aus solange es noch geht, ansonsten könnt’s dann sein, dass du in der scheisse steckst.

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