duschen

Posted by michl on 15/03/2013 in motz |

über duschen schreibt man nicht. man spricht nicht mal über duschen, obwohl duschen nach dem wc das meistaufgesuchte örtchen im eigenen zuhause sind, oder im fremden zuhause manchmal, oder im zuhause, wenn man grad in der fremde ist. ja und genau darum, weil ich oft fremde duschen aufsuche, weiss ich über duschen viel zu erzählen.

s’kommt mir manchmal, nein eigentlich immer, vor, als würden architektinnen und architekten, sanitärplanerinnen und sanitärplaner, ja selbst bauherrinnen und selbst bauherren keinen gedanken darüber verlieren, wie duschen gebaut werden müssen, damit sich auch extremkörper darin zumindest duschen und im besten fall auch noch wohlfühlen können. ich lasse hierbei mal die erfahrungen kleiner leute weg, da ich solche mir zwar vorstellen, aber nicht nachvollziehen kann.

nun, ich bin ein grosser mann und ein etwas breiter. so einer stösst bei 70-auf-70-zentimeter-duschkabinen schon mal an die grenzen ebendieser. das bedeutet, dass einer wie ich ständig die ellenbögen anstösst an etwas hartem, zum beispiel wände, oder die knie, wenn ich sie heraufziehe um die fussunterseiten einzuseifen. nicht ganz so schlimm ist das anstossen am vorhang, sofern noch ein solcher vorhanden, das bereitet zwar keine schmerzen, ist aber insofern eklig, weil er dabei an ellenbogen, schultern oder unterschenkeln klebenbleibt, der vorhang.

noch eine stufe der unausgereiftheit höher ist die anordnung der mischbatterie (sofern vorhanden, weniger sophistizierte badezimmer, bzw. duschkabinen, bzw. -abteile, verfügen noch über armaturen mit je einem kalt- und warmwasserhahnen), die normalerweise ja mitten in einer seitenwand der duschkabine, bzw.  des -abteil’s, montiert ist. das führt bei grossen und breiten menschen unweigerlich dazu, dass mann sich daran stösst, am hebel der batterie nämlich, was zwar direkt keine schmerzen verursacht, aber insofern ekelhaft ist, dass üblicherweise die temperatur des duschwasser’s schlagartig ändert. ob’s dann heiss wird oder kalt, ist anbetrachts des dabei so oder so erreichten schockzustand’s des/der duschenden, nebensächlich. in solchen momenten bin ich jedenfalls gerne bereit, das aufnahmegesuch des club’s der duschenplanermörder und -mörderinnen, bzw. duschenplanerinnenmörder und -mörderinnen, sofort auszufüllen.

nebst derartigen fehlkonstruktionen, die mich in meiner körperlichkeit direkt betreffen, gibt es auch solche, die mich indirekt oder gar nicht betreffen, aber dennoch für bestimmte personen ziemlich ärgerlich sein müssen. da gibt es duschen, deren vorhang zu kurz oder zu schmal ist (abgesehen davon, das es auch solche gibt, die im fortgeschrittenen stadium der verschimmelung dahängen, bzw. stehen) oder der schiebetür-klapperatismus nicht vollständig schliesst, bzw. sich weder schieben noch schliessen lässt, oder welche, die weder über einen vorhang noch einen schiebetür-klapperatismus verfügen, entweder weil es so geplant war, oder weil gespart oder aufgrund eines schwerwiegenden, bzw. irreparablen, defekt’s entfernt wurde.

in solchen fällen rinnt, fliesst oder strömt das duschwasser entweder direkt aus der brause oder indirekt über den körper des oder der duschenden, und zwar unabhängig von dessen oder deren körpergrösse (oder bemühungen, ebendieses zu verhindern), auf den boden des duschenvorraum’s, sei’s badezimmer oder toilette oder gar schlafzimmer. für mich ist solches nur insofern ein problem, dass ich manchmal in gewissenskonflikte gerate, da ich doch, wenn auch unschuldigerweise und ohne böse absichten, dem/der betreiber/in des hotel’s (in privaten räumen kommen derartige fehlplanungen, bzw. defekte, eher seltener vor, seltsamerweise), bzw. seinen bediensteten, mehrarbeit aufbürde. doch üblicherweise gelingt es mir dann, mich nach dem duschen von der schuld reinzuwaschen, indem ich ein ge- oder ungebrauchtes handtuch auf die entstandene lache schmeisse und es, wenn es möglichst viel von der sauerei aufgezogen hat, diskret mit dem fuss zur seite schiebe, damit ich mir bei eventueller späterer nochmaliger betretung der feuchten, bzw. nassen, stelle keine feuchten, bzw. nassen, füsse, bzw. socken, sofern solche übergezogen, aneigne.

im weiteren kann ich noch von weiteren unwägbarkeiten in fremden duschen erzählen. zum beispiel von solchen, die über- (selten), unter- (normalerweise) oder gar nicht geheizt sind, von solchen, die generell in schlechtem zustand, sprich: verschimmelt, und/oder vergammelt, und/oder versifft und/oder im zerfall begriffen sind, von solchen, aus deren fugen kakerlaken kriechen (die man dann, in spielerischer, bzw. zynischer, weise mit einem heissen duschstrahl in richtung ablauf spülen kann), von solchen, in denen sich die mischbatterie (sofern vorhanden) schlecht oder gar nicht einstellen lässt, von solchen, in denen im schlimmen fall zwei minuten lang rostiges und im schlimmsten fall kein heisses wasser kommt, gar nicht zu sprechen von solchen, deren brausen derart verkalkt sind, dass nur noch wenige wassersträhle daraus gedrückt werden, diese aber wegen des überhöhten druck’s umso mehr schmerzen auf der haut erzeugen. und dann gibt es noch die, deren vorrat an heisswasser exakt in dem moment, in dem ich den schaum des bio-schampoo’s aus meiner haarpracht spülen möchte, aufgebraucht ist. doch die schlimmsten duschen erlebte ich in italien. da sind manchmal duschen auch toiletten (oder umgekehrt). das heisst, es findet alles im selben raum statt und es ist dann alles, auch das toilettenpapier, nass nach dem duschen. da war die dusche, die ich letztens auf dem frachtschiff «ISA» erlebt habe, geradezu ein vergnügen, sie zu benutzen. an zwei wänden waren haltegriffe angebracht (daselbst verfügte jene dusche jedoch über einige der oben erwähnten nachteile), die anzuwenden ich mitten auf dem bewegten atlantik in der tat mich genötigt fühlte. etwas unkommod war dabei, dass in gewissen momenten die dritte hand fehlte, nämlich die, die mich einseifen hätte sollen.

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