Mein Name ist Lampe, Hasenschwanz

Posted by michl on 14/10/2020 in nebi |

MICHAEL HUG

Meister Lampe jagt Dr. Fuchs. DER Blockbuster. Hase gegen Fuchs. Ein alter Thriller neu verfilmt. Reineke, der alte Fuchs, macht sich an Meister Lamprecht ran, den jungen Osterhasen mit der höheren Berufsprüfung. Reineke hat mit dem Bilderbuchagenten noch eine alte Rechnung offen. Dieser aber, siebenfach auf Kampfplätzen geschult und unter allerhärtesten Bedingungen in Liebesnestern erprobt, tappt nicht in die Fotofalle und schlägt gnadenlos zurück. Der Spiess dreht sich um, Lamprecht, «mein Kurzname ist Lampe, Meister Lampe», jagt fortan Dr. Reineke, das ausgefuchste Fabelwesen aus dem Mittelalter goeth’scher Prägung. Gnadenlos, wie erwähnt, sie beginnt am Aschermittwoch, dauert eine ganze Fastenzeit, 40 lange Tage, bis Ostersonntag, dann wird früh am Morgen aufgestanden. Dieses Jahr ist es etwas anders: Ostern findet heuer wegen einer Seuche aus dem Osten wahrscheinlich nicht statt. Wie der Bundesrat kommuniziert, wird man Ostern fallweise mit Pfingsten zusammenlegen, notfalls halt auch mit Allerheiligen. Hase wie Fuchs werden verfrüht in ihre Höhlen zurückzehren und Kurzarbeitsentschädigung beantragen, die ihnen widerspruchslos gewährt werden wird.

Alle erdenklichen Tricks

Doch zurück zu normalen Zeiten. Meister Lamprecht wendet bei seiner Hatz alle erdenklichen Finten an. Er verkleidet sich als Osterhase, was nicht viel Mühe kostet, da er ja schon ein Hase ist, er schnallt sich einen Ruckkorb – ein Ruckkorb ist ein oben offener Rucksack aus geflochtenen und getrockneten Weidentrieben / fallweise geht auch Peddigrohr – um und füllt diesen mit getrocknetem Gras, worauf er gekochte und bunt gefärbte Eier bettet, die er während der Fasnacht aus umliegenden Hühnerställen geklaut und dabei die Hühner nicht verschont hat. Ausserdem malt er sich die Nase rot an und legt sich eine Lampe zu, die er, clever wie er ist, sich nicht vor die Stirn, sondern hinter den Hintern bindet. Dieser Finte hat er auch seinen Nicknamen zu verdanken – Lampe. Der Dauerschnüffler heisst ja original Hase, nicht Lamprecht, schon gar nicht Meister (Deckname), sondern nur Hase alias Bunny (® Hugh Hefner). Mein Name ist Hase und ich habe eigentlich keine Ahnung aber sehe gut aus.

Wahre Absichten verschleiern

Das ist letztlich aber auch der Grund, warum Hase, als Lampe nicht das hellste Licht, Reineke nicht erwischt. Deshalb kommt es jedes Jahr zur Neuauflage der Jagd nach Dr. Fox. Die gnadenlose Hatz hält eine ganze Nebenberufssparte im aktiven Leben: die Hoch-Nieder-Jagd. Jäger*Innen stehen dabei aus Gründen des Ungleichgewichts zwischen Fauna und Flora auf Seite der Lampen. Füchse haben aus Gründen, über die Feld-, Wald- und Wiesenschützer und der Hl. Hubertus (von Lüttich) immer noch streiten, ausser Fahrzeugen und Fellhändlern längst keine natürlichen Feinde mehr, womit die Hubertusjünger sich verpflichtet sehen, auf Feld, Wald und Wiesen zum Rechten zu sehen. Dabei versuchen Jäger*innen ihre wahren Absichten zu verschleiern, nicht indem sie digitale Verschleierungsgeräte der Marke «Crypto» einsetzen, sondern ihren Feindbildern analoge Decknamen geben. Einige Beispiele (alphabetisch geordnet): Achtender (junger Hirsch), abschwarten (der Wildsau das Fell über die Ohren ziehen), Brunft (Zeit der Geilheit beim männl. Hirsch), Chinaseuche (Hasenkrankheit), Grind (Kopf), hitzig (Ungeduld des/der Jäger*in), Luder (Köder) oder eben Lampe (Hasenschwanz).

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