kongo #4

Posted by michl on 09/11/2013 in träwel |

das westufer des lake tanganjika wird auf seiner ganzen länge von der demokratischen republik kongo eingenommen. doch die liemba fährt auf dieser seite keinen einzigen hafen an. das liegt daran, dass der kongo (früher: zaire) sich seit jahrzehnten im kriegszustand, und wenn nicht, dann im unruhezustand befindet.

gerade machen meldungen über eine kapitulation einer kongolesischen rebellengruppe namens «M23» die runde in der weltpresse. üblicherweise erregen kapitulationen solcher art kein grosses mediales interesse in der westlichen welt. und es liegt auch nicht an der «M23», dass ein grosser wirbel gemacht wird. es liegt vielmehr daran, dass es im kongo oder einer seiner provinzen vorab im osten stets kapitulationen und friedensschlüsse gegeben hat, ebensoviele wie neue kriegsausbrüche und sog. «rebellionen». die selbsternannten rebellen gingen dabei üblicherweise nicht zimperlich vor, gebietsgewinne werden mit grösster gewalt durchgesetzt. ihnen steht keine funktionierende kongololesische armee gegenüber, die zivile bevölkerung wird vertrieben, sofern sie der eigenen ethnie angehören, oder gleich umgebracht, wenn nicht. doch es geht nur oberflächlich betrachtet um einen ethnischen konflikt zwischen den völkern tutsi und hutu. in der tiefe geht es um geländegewinne. denn unter dem gelände im ostkongo liegen die schätze afrika’s.

Rebellen der M23-Bewegung (REUTERS/Goran Tomasevic)

Seit der unabhängigkeit am 30. juni 1960 haben sich zwei diktatoren im kongo mit dem blut des volkes in die geschichtsbücher eingetragen: Mobutu Sese Seko und Laurent-Désiré Kabila. erst mit dem sohn des zweiten, Joseph Kabila, kam im januar 2001 ein mann an die macht, der nicht in erster linie an persönlicher bereicherung durch volksausbeutung interessiert war. zusammen mit der UNO konnte er das land einigermassen befrieden, wobei immer wieder lokale konflikte, aufgeheizt auch durch kongo’s nachbarn uganda, ruanda und burundi (die sich im schwach verteidigten land schamlos der bodenschätze bedienten), ausbrachen.

doch es wäre zu kurzsichtig, mit dem moralfinger nur auf mobutu und kabila senior zu zeigen. die beiden machten nur, was sie von ihren vorgängern gelernt hatten. und die waren europäer, genauer belgier, noch genauer: der belgische könig Leopold II. der nämlich schnorrte 1885 seinem land den ganzen riesigen, 75mal grösseren kongo kurzerhand ab. zu jener zeit teilten die europäischen staaten afrika unter sich auf und erstellten die später bekannten kolonien. in belgien, das sich bis dahin nur im kongo engagiert hatte, war die stimmung aber gegen eine kolonie. so nutzte der belgische könig die gunst der stunde und überschrieb den kongo in seinem privatbesitz. in der folge machte er und seine flugs gegründeten unternehmen allen, die es wissen wollten, vor, wie das mit dem ausbeuten geht. kongo gab einiges her: Kautschuk, Palmöl, Kaffee, Kupfer, Blei, Zink und Diamanten. und das fast gratis, denn aus dem boden holen mussten es die einheimischen in sklavenarbeit. zwischen 1880 und 1920 starben 10 millionen kongolesinnen und kongolesen durch koloniale gewaltverbrechen, hunger, entkräftung und überarbeitung. die hälfte der damaligen bevölkerung.

doch im boden des kongo liegen immer noch diverse seltene erden. und immer mehr erregen sie das interesse der multinationalen unternehmen, denn vor allem ein mineral gibt es fast nur hier: coltan. aus coltan wird tantal gewonnen. tantal ist unverzichtbar in computern, pad’s und smartphones.

 

 

 

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